Die Finanzmärkte werden aktuell von niedrigen Zinsen bestimmt. Die EZB senkt dauerhaft den Leitzins auf sehr niedriges Niveau, Anlagen und Renditewirtschaft, auch und vor allem Kredit- und Langzeitanlagen in klassische Finanzprodukte, werfen weniger Ergebnis ab, erzielen weniger Rendite.
Macht vor diesem Hintergrund Sparen noch Sinn? Oder liegt die Anschaffung vorn, der Konsum?
Im Interview äußert sich Dr. Alexander Erdland, Vorstandsvorsitzender der Wüstenrot&Württembergische AG, zur Bedeutung von Geldsparen und dem frühzeitigen Aufbau bspw. einer Altersvorsorge.
Lohnt also das Sparen noch? Im Gegenteil, es ist sogar wichtiger als in Zeiten besserer Verzinsung. Erdland: „Ein Prozentpunkt weniger beim Zinsniveau bedeutet, dass bei einem Zeitraum von 30 Jahren 15 Prozent mehr gespart werden muss, um am Ende das gleiche Vorsorgeniveau zu erreichen.“
Die Spareinlagen sind dabei vor allem auf lange Frist angelegt, wenn man seine Aussagen etwaigen Finanzprodukten gegenüberstellt. Denn Rendite werden verstärkt auf dem Aktiensektor erzielt, Anlagemodelle stehen derzeit hinten an.
Altersvorsorge als Langzeitmodell in der Geldanlage
Ein solches Langzeitmodell sind Finanzprodukte in der Altersvorsorge. Über einen langen Zeitraum werden die Finanzbeträge verzinst – so dass auch im Verhältnis niedrigere Zinsen einen Effekt besitzen. Im Umfeld von Pensionsfonds, Fondsanlagen allgemein und weiteren Angeboten mit gemischten Anlageformen kommen zudem noch Umsatz- und Ausschüttungsfaktoren dazu, die auf die Entwicklung des Kapitalvolumens wirken.
Erdland weist insbesondere auf aktuelle Bedeutung des Sparens hin, speziell für die Altersvorsorge junger Menschen. Die >lange Sicht< hat hier eine herausgehobene Bedeutung. So erklärt Erdland: „Ein Prozentpunkt weniger beim Zinsniveau bedeutet, dass bei einem Zeitraum von 30 Jahren 15 Prozent mehr gespart werden muss, um am Ende das gleiche Vorsorgeniveau zu erreichen.“
Die Attraktivität von Langzeitanlagen, ihre flexible Bedienung – vor allem aber ihre perspektivische Bedeutung spielen für die Attraktivität beim Abschluss eine wichtige Rolle. Denn eine besonders langfristige Bindung von Kapital darf nicht zu Lasten der jeweils schwer planbaren aktuellen Situation gehen.
Flexibilisierung der Anlagemodelle z.B. bei Pensionsfonds
Versicherer selbst können zur Verbesserung der Rendite in den unterschiedlichen Finanz- und Anlagemodellen ebenfalls ihren Teil beitragen. Alexander Erdland sieht vor allem die Notwendigkeit, das angebotene Spektrum zu „erweitern und in Anlageklassen gehen, die früher nicht bei jedem Versicherer eine Rolle gespielt haben. Für die Gesellschaften im W&W-Konzern war schon immer ein nennenswertes Immobilien-Engagement Tradition.“
Über den W&W-Konzern hinaus sind erweiterte Angebote von zukünftiger Bedeutung. Denn wenngleich für viele Anleger nach wie vor Sicherheit und Substanzverbesserung gilt, spielt die Rendite- und Ausschüttungserwartung auf lange Sicht trotzdem eine große Rolle.
Hintergründe in Gesellschaft und Politik auf längere Sicht
Über diese Faktoren hinaus müssen auch gesellschaftliche und politische Faktoren berücksichtigt werden. Die bereits jetzt bei Vielen bestehende spätere Versorgungslücke bei den Pensionsbezügen wird sich erweitern.
Darüber hinaus, so Erdland, sind die Versicherer „gemeinsam mit der Politik aufgefordert, die Riester-Produkte verständlicher und einfacher zu machen. Auch auch die Förderung sollte angehoben werden, zumal die jetzige Riester-Förderung mehr als zehn Jahre alt ist.“