So klappt es mit dem Vertragsabschluss
Es klingt unmöglich, ist es aber nicht: der Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung trotz Psychotherapie. Denn ob ein Versicherungsvertrag genehmigt wird, ist immer vom Einzelfall abhängig. Sich Hilfe für seine mentale Gesundheit zu holen, ist keine Schande. Wer allerdings eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen möchte, kann dadurch Schwierigkeiten bekommen, überhaupt ein passendes Angebot zu erhalten. Das liegt daran, dass eine Psychotherapie bei vielen Anbietern ein Ausschlusskriterium darstellt. Das gilt vor allem dann, wenn der Versicherungsantrag während einer Behandlung gestellt wird.
Psychische Erkrankungen häufigster Grund für Berufsunfähigkeit
Eine Berufsunfähigkeitsversicherung greift dann, wenn man seinem Beruf aufgrund von gesundheitlichen Problemen nicht mehr nachgehen kann und deshalb Einkommen verloren geht. Eine monatliche Rente durch die Berufsunfähigkeitsversicherung wird unter folgenden Voraussetzungen gezahlt:
- Der Grad der Berufsunfähigkeit liegt bei mindestens 50 Prozent und der Versicherte kann also für mindestens 50 Prozent seiner Tätigkeit nicht mehr ausüben.
- Die zugrundeliegende Erkrankung besteht über eine Dauer von mindestens sechs Monaten.
- Die Diagnose wird von einem Arzt bestätigt und die Prognose des Arztes besagt, dass die gesundheitlichen Probleme sich auch in nächster Zeit nicht verbessern.
Die Wahrscheinlichkeit für den Eintritt einer Berufsunfähigkeit liegt bei durchschnittlich 25 Prozent. Statistisch gesehen bedeutet das, dass jeder vierter Arbeitnehmer berufsunfähig wird. Der häufigste Grund sind mittlerweile psychische Beschwerden wie Depressionen und Burn-out. Seit Jahren nehmen diese Ursachen einen immer höheren Stellenwert beim Thema Berufsunfähigkeit ein.
Wer sich nun psychotherapeutische Hilfe gesucht hat oder sucht, um seine Widerstandsfähigkeit zurück zu erlangen oder Ängste zu minimieren, stellt für Versicherer ein erhöhtes Risiko dar. Beim Antrag für eine Berufsunfähigkeitsversicherung stellen Angaben zur mentalen Gesundheit deshalb einen wichtigen Punkt dar.
Trotz Psychotherapie Berufsunfähigkeitsschutz erhalten
Auch wenn es schwierig ist, so ist der Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung trotz Psychotherapie nicht unmöglich. Die einzelnen Versicherer bewerten psychische Erkrankung und Psychotherapie teils sehr unterschiedlich. Häufig spielen der Grund für die Behandlung, die Dauer der Behandlung und das Therapieende eine Rolle. Geringe Erfolgsaussichten hat ein Antrag immer dann, wenn sich der Antragsteller bereits in Behandlung befindet. Doch auch hier kommt es immer auf den Einzelfall an.
So wird beispielsweise Dauerstress im Job anders bewertet als Suchterkrankungen. Zudem ist nicht jedes Gespräch bei einem Psychologen auch mit einer Behandlung gleichzusetzen.
Wer sich also nach einem Schicksalsschlag (z. B. Tod von Familienangehörigen) einmalig Hilfe sucht, kann in der Regel ohne Probleme eine reguläre Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen. Personen, die bereits eine psychotherapeutische Behandlung abgeschlossen haben, erhalten einen Vertrag häufig nur unter bestimmten Voraussetzungen und zum Teil mit Einschränkungen. Versicherer gehen dabei unterschiedlich vor:
- Erhebung eines Risikozuschlags: Wer bereits eine Therapie abgeschlossen hat, stellt für Versicherer aufgrund möglicher wiederkehrender Beschwerden ein Risiko dar. Aus diesem Grund kann ein Risikozuschlag erhoben werden.
- Ausschluss von Leistungen: Versicherer können psychische Erkrankungen und der Folgen auch von den Leistungen ausschließen. Kommt es aufgrund mentaler Probleme zur Berufsunfähigkeit, wird die vereinbarte Rente nicht gezahlt.
Bei Antragstellung sollten Verbraucher auch den Abfragezeitraum beachten. Nach einer bestimmten Zeitspanne fällt eine Behandlung unter Umständen nicht mehr in diesen Zeitraum und ist dann auch nicht mehr relevant. Diese Zeitspanne liegt meist bei fünf oder zehn Jahren. Wer vor diesem Zeitraum in psychologischer Behandlung war, erhält in der Regel unkompliziert einen BU-Schutz.
Allerdings ist hier dennoch Vorsicht geboten, denn die rechtliche Lage ist hier noch nicht eindeutig.
Chancen mit anonymer Vorabanfrage ausloten
Wer wissen will, ob er trotz psychotherapeutischer Behandlung eine Berufsunfähigkeitsversicherung erhalten kann, sollte eine anonyme Vorabanfrage starten. Keinesfalls sollten anfragen mit den persönlichen Daten erfolgen, da Versicherer über eine gemeinsame Datenbank, auf der Ablehnungen gespeichert sind, verfügen. Kommt es also bei einem Antrag zu einer Ablehnung, wird diese gespeichert und ist für andere Versicherer einsehbar – damit wird ein passender BU-Schutz nahezu unmöglich.